Nicht genug, zu viel, zu laut, und zu gemein

 
Ich fühle mich nicht gesehen, ich kann mich nicht sichtbar machen.
Ich schäme mich.
Meine innere Stimme ist laut und gemein.
 
Das ist ein Paket, dass viele Menschen wie einen zu schweren Rucksack durch ihr Leben tragen.
 
In diesem Artikel zum Themenkreis Mental Health beschäftigen wir uns mit den Folgen emotionaler Vernachlässigung/emotionalem Missbrauch in der Kindheit. Wir schauen uns an, welche Anzeichen es dafür geben kann, warum man oft bis ins Erwachsenenalter nicht merkt, dass man davon betroffen ist, was das alles mit unserer inneren Stimme zu tun hat, und welche Rolle Scham dabei spielt.
 
Was körperlicher Missbrauch, körperliche Gewalt ist, erklärt sich von selbst.
 
Doch wie kann man emotional missbraucht werden?

Emotionaler oder auch psychischer Missbrauch liegt dann vor, wenn ein (oder mehrere) Mensch(en) eine andere Person durch den Einsatz oder den Entzug von Emotionen kontrolliert und manipuliert. Im Allgemeinen ist eine Beziehung emotional missbräuchlich, wenn es ein konsistentes Muster aus emotionaler und/oder körperlicher Vernachlässigung, Gaslighting, Kontrolle und schikanierendem Verhalten gibt. (Körperlich in diesem Sinne =Kinder nicht wettergemäß kleiden, nicht genug zum Essen geben…). Diese Verhaltensweisen verhindern Authentizität, Entwicklung und Selbständigkeit, schwächen das Selbstwertgefühl einer Person, und beeinträchtigen die geistige und körperliche Gesundheit. Ganz besonders perfide ist die Kombination, die ich Zuckerbrot und Peitsche nenne: Auf „extrem geliebt“, auch genannt Love-Bombing, folgt vernachlässigt und/ oder gehasst, dann wieder „extrem geliebt“ und von vorne. Intermittend reinforcement ist der englische Begriff für diese Art von emotionalem Missbrauch, wie er häufig in Familien mit einem oder beiden narzistischen Elternteilen vorkommt. Das kann Kinder betreffen oder PartnerInnen, meistens ist die ganze Familie Opfer des Narzissten. Intermittend reinforcement (intermittierende Verstärkung) führt zu emotionaler und oft auch finanzieller Abhängigkeit, zu einer besonders schweren Form von Enmeshment (Link) und damit zu Co-Abhängigkeit. Das alles hat zur Folge, dass das manipulierte Opfer selbst dann nicht oder nur unter maximal erschwerten Bedingungen aus der Beziehung aussteigen kann, wenn es erkennt, was passiert. Findet diese Art von Missbrauch bereits in der Kindheit statt, sind die Konsequenzen schwer zu heilen.
 
[Tatsächlich sind viele Menschen von Folgen narzisstischen Missbrauchs betroffen. Narzissmus ist auch im Kontext von Essstörungen ein wichtiges Thema. Ein nicht geringer Anteil der Opfer leidet unter schweren Essstörungen. Ein entsprechender Artikel zu diesem Thema folgt.]
 
Emotionaler Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist leider keine Seltenheit. Meist findet man diese Art von Missbrauch in Familien, manchmal auch in der Schule (z.B. Mobbing, insb. von Lehrern), oder, und das ist besonders tragisch, in Kliniken, insbesondere bei Aufenthalten im kinderpsychiatrisch/psychosomatischen Bereich. In der Regel passieren missbräuchliche Handlungen „absichtlich“, ob bewusst oder unbewusst ist dabei nicht immer klar. Vermutlich sowohl als auch. Mit absichtlich ist gemeint, der Missbraucher hat einen Nutzen davon, meist eine Art emotionale Befriedigung, wie das Gefühl der Überlegenheit. Der überlegene Part lebt seine eigenen Schwächen am Jüngeren oder von ihm Abhängigen aus.
 
Unbeabsichtigt werden Kinder emotional vernachlässigt, wenn z.B. ein Elternteil oder ein Geschwisterkind schwer psychisch oder körperlich erkrankt ist, und gleichzeitig missbraucht, wenn es in diesem Fall die Rolle eines Erwachsenen einnehmen muss, und das nicht verhindert wird. Wir finden dieses Konstrukt z.B. häufig in Familien mit Alkohol- oder Drogenabhängigkeit. Ein Elternteil ist betrunken, das andere anderweitig abwesend, die Kinder sind nicht versorgt, niemand kümmert sich um Frühstück und Schule, das älteste Kind bemüht sich um die Geschwister und nimmt die Elternrolle ein (=parentification).
Auch wenn ein Geschwisterkind schwer erkrankt und über lange Zeit verständlicherweise die fast alleinige Aufmerksamkeit der Eltern braucht, kann das gesunde Kind emotionale Vernachlässigung erleben, mit allen Folgen. Es wird versorgt, aber nicht genug gesehen. Keiner will das und doch passiert es.
 
Wie zeigt sich nun emotionaler Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung?
 
Emotionale Vernachlässigung ist dann gegeben, wenn das Kind in seinen Bedürfnissen nicht adäquat gesehen wird und nicht darauf eingegangen wird. Man spricht dann von einer emotional abwesenden, emotional nicht erreichbaren Mutter. (Emotional oder anders abwesende Väter spielen auch eine Rolle, vor allem für Buben, aber in der Regel erst etwas später im Leben der Kinder.)
 
Emotionaler Missbrauch ist gekennzeichnet durch:
 
Unrealistische Erwartungen:

Unangemessene Forderungen, also Erwartungen, dass sich das Kind um die Bedürfnisse der Eltern kümmert. Rollenumkehr.
Erwartung, dass das Kind mehr Zeit mit meist einem Elternteil verbringt als mit den Peers. Die Mutter ist die beste Freundin. Der Vater der beste Freund.
Ständige Unzufriedenheit mit dem, was das Kind tut oder damit, wie es aussieht. Nichts ist gut genug.
Aufgaben müssen den Erwachsenenstandards entsprechend erledigt werden.
Eine eigene Meinung ist nicht erlaubt.
 
Überbehütung (auch das ist emotionaler Missbrauch!):

Das Kind wird von allem ferngehalten.
Es wird ihm nichts zugetraut.
Es muss so sein und aussehen (Kleidung, Frisur), wie die Mutter oder der Vater das will, und tun, was die Mutter oder der Vater tut.
Es darf nicht ohne Aufsicht zu Freunden gehen (Helikoptereltern).
 
Oder: Das Kind wird immer in Schutz genommen, es darf keine eigenen Fehler machen. Fehler des Kindes werden nicht entsprechend mit dem Kind korrigiert, sondern für das Kind. Es wird ihm alles abgenommen, ihm nichts zugetraut. Es darf nicht viel selbst tun, geschweige denn entscheiden. Es darf sich nicht entfalten, nicht entscheiden, was es lernen und können will, unter dem Deckmantel des: Was bin ich für eine gute Mutter, für ein guter Vater, ich tue alles für mein Kind. Tatsächlich geht es dabei nicht ums Kind.

Emotionen und Bedürfnisse des Kindes in Abrede stellen:

Die Wahrnehmung oder Realität des Kindes untergraben, abtun oder verzerren.
Weigerung, dessen Gefühle zu akzeptieren, indem Eltern oder andere definieren, wie das Kind sich fühlen soll.
Es muss immer wieder rechtfertigen, warum es sich fühlt, wie es sich fühlt.
Es wird beschuldigt, „zu sensibel“, „zu emotional“ oder „verrückt“ zu sein. Emotionen werden dem Kind ausgeredet.
Weigerung, Meinungen oder Ideen des Kindes anzuerkennen.
Bitten, Wünsche und Bedürfnisse als lächerlich oder unverdient abtun.
Suggerieren, dass man ihm nicht trauen kann.
Dem Kind vorwerfen, egoistisch, bedürftig oder materialistisch zu sein, wenn es seine Wünsche oder Bedürfnisse zum Ausdruck bringt (die Erwartung ist, dass das Kind keine Wünsche oder Bedürfnisse haben sollte).

Chaos erzeugen:

Einen Streit provozieren.
Verwirrende und widersprüchliche Aussagen machen.
Wenn Eltern oder andere Bezugs- oder Autoritätspersonen drastische Stimmungsschwankungen oder plötzliche Gefühlsausbrüche haben.
Eltern oder andere Bezugspersonen verhalten sich so unberechenbar und unvorhersehbar, dass die Kinder das Gefühl haben, „auf Eierschalen zu laufen“.
 
Die Emotionen des Kindes gegen es benutzen: 

Schuldgefühle erzeugen
Öffentlich demütigen, lächerlich machen.
Die Ängste des Kindes benutzen, um es zu kontrollieren.
Die Fehler des Kindes übertreiben, um die Aufmerksamkeit der Eltern/Bezugspersonen wegzulenken.
Bestrafung durch Nichtbeachtung, ein ausgesprochen brutales Mittel des Missbrauchs.
 
Demonstrieren von Überlegenheit

Kinder werden behandelt, als wären sie niemand.
Es wird ihnen an allem die Schuld gegeben.
Was sie sagen, wird angezweifelt: „Du redest dummes Zeug“.
Sarkasmus und Ironie gegenüber dem Kind.
 
Kontrolle und Isolation:

Es wird kontrolliert, mit wem das Kind Kontakt hat.
Freunde werden lächerlich gemacht oder harsch kritisiert. Es wird an niemandem ein gutes Haar gelassen, der mit dem Kind Kontakt hat. Oft nicht einmal am anderen Elternteil.
Es wird digital und anderweitig ständig überwacht.
Jede Hausaufgabe wird kleinteilig kontrolliert und oft zu Unrecht kritisiert.
Es muss sich ständig erklären und beweisen.
Das Kind wird als Eigentum betrachtet und entsprechend behandelt.
 
Zeichen emotionalen Missbrauchs im Verhalten des Kindes:

Kinder merken nicht, was mit ihnen passiert!
Kindergehirne sind lernende Gehirne. Sie haben keine übergeordnete Instanz, die ihnen sagt: „Du hör mal, Dein Vater, Deine Mutter, Dein Lehrer, Arzt, Therapeut oder Opa, mit denen stimmt etwas nicht. Du hast kein Problem, die sind das Problem“.
Das Kind bezieht das, was es erlebt, auf sich, und nimmt alles für wahr, was die Erwachsenen ihm anbieten. Wenn Mama oder ein anderer wichtiger Erwachsener sagt, es ist schuld, dann ist es schuld. Auch Situationen, die dem Kind nicht ausreichend erklärt werden, kann es auf sich beziehen, z.B. Scheidungen, Umzüge, Schulwechsel, Klinikeinweisungen und anderes.
 
Und wenn man dann erwachsen ist?

Auch als Erwachsene merken Betroffene lange nicht, was ihnen passiert ist, denn emotionaler Missbrauch, emotionale Vernachlässigung ist zum einen oft subtil und zum anderen:
 
Normal:

Kinder, die Missbrauch erleben, halten diesen Zustand für normal. Entsprechende Verhaltensweisen hinterfragt das Kind bis ins Erwachsenenalter oft nicht. Diese Menschen kennen nichts anderes als diese Arten von Gewalt. Sie wiederholen sogar häufig die familiären oder gewaltvollen Verhältnisse von früher in ihren späteren Beziehungen. Normal ist das, was zuhause, in der Schule, der Klinik… passiert (ist). Vergleiche, andere Arten des Umgangs miteinander, ein anderes, positives Selbstbild werden ihnen früh als unnormal ausgeredet bzw. nie vorgelebt.
 
Loyalität:

Kinder sind ihren Eltern oder Autoritätspersonen gegenüber meist loyal, selbst in schlimmsten Situationen. Ihre gemeine Mutter ist besser als eine fremde Erzieherin, Tante, o.ä. Was der Therapeut, Lehrer… sagt, muss ja stimmen. Diese Kinder haben Angst. Angst vor Konsequenzen. Diese Angst ist nicht weg, nur weil man erwachsen ist. Sie zeigt sich nur anders und ist der Situation in der Kindheit oft nicht mehr unmittelbar zuordenbar.
 
Fehlerhafte Erinnerung:

Nicht zuletzt ist unsere Erinnerung fehlerhaft. Oft reden wir uns frühere oder auch aktuelle Situationen so hin, dass wir sie aushalten können.
 
Im Verhalten erkennt man ehemals missbrauchte oder emotional vernachlässigte Kinder später oft an einem konstant niedrigen Selbstwert, an Schwierigkeiten, anderen zu vertrauen und sich zu öffnen, an Problemen mit der Emotionsregulation, an erlernter Hilflosigkeit, an Konfliktvermeidungsverhalten, Perfektionismus und an vermeidendem Bindungsstil.
 
Emotionale Vernachlässigung/emotionaler Missbrauch ist ein Trauma, das nahezu immer mentale/psychische Folgen hat, wie: Sucht, Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Zwangsstörungen, emotional instabile Persönlichkeitsstörung (ehem. Borderline), narzisstische Persönlichkeitsstörung, Essstörungen und komplexe posttraumatische Belastungsstörung. (Komplex ist eine Belastungsstörung dann, wenn es sich nicht um ein einmaliges Ereignis handelt, sondern die belastende Situation permanent über lange Zeit andauert.) Eine tiefe Emotion, die aus Missbrauch resultiert und vielen der Folgen zu Grunde liegt, ist:
 
Krankhafte Scham

Alles, was diese Kinder erlebt haben, nicht zu genügen, nicht gesehen zu werden, zurückgewiesen werden, war beschämend. Wer nie genügt, der schämt sich für sein Dasein. Wer ständig beschämt wird, bezieht das, was passiert, irgendwann auf sich selbst, auf seine Persönlichkeit auf die Art des Seins. Diese Menschen sind davon überzeugt, fehlerhaft, nicht liebenswert und nicht gut genug für diese Welt zu sein.
Es gibt verschiedene Arten von Scham. Eine sehr häufige Form ist die soziale Scham, bei der Betroffene sich für ihr Verhalten oder ihre scheinbar ungenügenden Eigenschaften schämen. Diese Art von Scham kann zu sozialen Phobien und sozialer Isolation führen.
Eine weitere Form der Scham ist die körperliche Scham. Hier werden alle unguten Emotionen auf den Körper projiziert. Der Körper bzw. das Aussehen ist schuld daran, dass man keine Freunde hat, der Tag schlecht läuft, man nicht vor die Türe gehen kann, bestimmte Dinge nicht mitmachen kann, weil man sich eben für sein scheinbar fehlerhaftes Aussehen massiv schämt. Aus dieser Art von Scham können Bodyimage Störungen und Essstörungen resultieren. Man versucht dann, mittels Manipulation und Kontrolle des Körpers/Körpergewichtes ein inneres Gleichgewicht, ein sich selbst aushalten, und gleichzeitig ein Betäuben der Emotionen herzustellen. Krankhafte Scham ist ein Schutzmechanismus, um sich nicht so zeigen zu müssen, wie man sich selbst wahrnimmt. Weil man sich ablehnt. Wer als Kind nicht gesehen wird, wer als Kind emotional oder sogar körperlich missbraucht wird, hat eine denkbar schlechte Beziehung zu sich selbst. Wer als Kind nicht gespiegelt, also positiv verstärkt wird in seinem Tun, seinem Sein und seinem Aussehen, und wer als Kind nicht Kind sein darf, der ist später davon überzeugt, ein fehlerhafter Mensch zu sein, davon, dass andere nicht freiwillig etwas mit ihm zu tun haben wollen und Liebe nicht für ihn bestimmt ist. Ihren Wert suchen diese Menschen im äußeren und im außen. Deren innerer Kritiker ist ein Schreihals, auch genannt die Stimme, der nichts als Boshaftigkeiten vorhält.
 
Die Stimme:

Die Stimme kennen wir alle. Jede/r hört sie. Sie klingt wie unsere, wir sind davon überzeugt, es ist unsere eigene, und doch ist sie es nicht. Psychologisch gesprochen nennt man dieses Phänomen „Introject“. Ein Introject ist die internalisierte Stimme eines bzw. mehrere anderen Menschen, die wir internalisiert haben und uns zu eigen gemacht haben.
Wir kommen auf die Welt mit einer bedingungslosen Akzeptanz unserer selbst und der Überzeugung, dass wir einen Wert haben. Kinder schreien, um auf sich aufmerksam zu machen und vertrauen darauf, gehört, gesehen und versorgt zu werden. Das sichert(e) unser Überleben. Wird dieses Vertrauen schon früh gestört, geht die Liebe zu sich selbst und das, was wir Urvertrauen nennen, verloren. Manchmal passiert das sehr schnell, manchmal über Jahre.
Diese Stimmen (gut und böse) verinnerlichen wir in der Kindheit, weil wir in dieser Zeit noch nicht in der Lage sind, das Verhalten anderer zu reflektieren. Wenn Mama oder eine wichtige Bezugsperson sagt, dass man ein Versager ist, dann glauben wir das und sprechen entsprechend mit uns selbst. „Du bist wertlos“. „Du bist ein Versager.“ „Dich kann keiner mögen.“ „Du bist hässlich.“
Wir werden diese Stimmen.
Die Stimme der Essstörung z.B. ist auch sehr oft die (meist arglose und nicht böse meinende) Stimme von Mama oder Papa, oder die von Ärzten, Lehrern oder Freunden, die bewusst oder unbewusst irgendwann erwähnt oder sogar definiert hat, was gesund und ungesund ist, dass man viel Sport machen muss, vegan leben soll, dünner besser ist als fülliger, das Gewicht X absolut ist, usw. Die Stimmen der Gesellschaft, der sozialen Medien und der Werbung ergänzen das, und schon ist das Mindset der AN gestählt.
 
Es ist schwer, von den Folgen emotionalen Missbrauchs zu heilen, aber nicht unmöglich.
Der nachfolgende Abschnitt ist inspiriert von Dr. Scott Eilers und dem wie ich finde hervorragenden Buch „For When Everything is Burning“.
 
Wissen ist die Voraussetzung für Heilung. Wenn wir wissen, dass das, was wir da in unserem Kopf hören, nicht unsere Stimme ist, wenn wir herausfinden, dass wir als Kinder nicht das bekommen haben, was wir gebraucht haben, und ein gesundes Selbst entwickeln wollen, dann helfen uns folgende Fragen:
 
Bin ich die, die/der ich glaube, zu sein?
Mag ich, was ich tue?
Wer hat mir das beigebracht?
Warum mache ich das?
Ist es real, was ich denke?
Was will ich?
 
Wir können unseren inneren Stimmen mit folgenden Argumenten begegnen (Beispiele):
 
Du bemühst Dich nicht genug, Du bist nicht genug
(Genug im Vergleich zu wem? Man kann sich nur mit der vorherigen Version seiner selbst vergleichen, niemals mit anderen)
 
Du bist nicht bereit
Wir haben den Fokus eher auf der Gefahr als auf dem Positiven. Wir bevorzugen unbewusst Sicherheit vor Gelegenheiten. Es gibt keinen besseren Moment als jetzt.
 
Meine Stimme sagt die Wahrheit
Was sich wahr anfühlt, ist nicht immer wahr:
Je öfter sich ein Konzept präsentiert, desto wahrer fühlt es sich an.
Ändere Deine Gedanken.
 
Das Gefühl, irgendetwas fehlt
Nichts beeinflusst das Leben so sehr, wie Dein Verhältnis zu Dir selbst. Ist dies negativ, erlebst Du das meiste negativ.
 
Was denken die anderen
Das meiste passiert in Dir. Du hast wenig Einfluss auf die Außenwelt, aber viel auf Deine Innenwelt.
 
Bringe den inneren Kritiker zum Schweigen
 
Stell Dir vor, Dein innerer Kritiker ist ein Mensch, vielleicht einer, den Du kennst. Gib ihm einen Namen und bringe ihn zum Schweigen, wenn er auftaucht. („Halt die Klappe, Honk“)
 
Schreib die Wissenschaft neu:
Geh davon aus, dass Deine Glaubenssätze Thesen sind. Suche nach Beweisen, dass diese Thesen falsch sind.
 
Lass sie nicht rein:
Egal ob Menschen oder Gedanken, mache Dir klar, wo Du und Deines anfängt und das des anderen endet.
 
Sehe das, was sonst niemand sehen kann:
Feiere jeden Erfolg, und sei er noch so klein.
 
Löse die Gleichung:
Motivation und Willen sind nicht genug. Arbeite an Deinem Belohnungssystem, in dem Du Deine Erwartungen reduzierst, logistische Barrieren wegräumst, Deine Erfolge feierst und kleine, machbare Veränderungen machst, anstatt große.
 
Schaue hinter Deine Grenzen:
Man kann sich nicht selbst sehen in der Zukunft. Zukunft ist eine Illusion. Fokussiere den gegenwärtigen Prozess und geh davon aus, dass Du damit wachsen wirst.
 
Stelle die richtigen Fragen:
Konzentriere Dich auf das, was Du beeinflussen kannst, nicht auf das, was war oder sein könnte.
 
Sei so oft wie möglich im Moment:
Frage Dich: Was will ich aus diesem Moment mitnehmen?
 
Sei dankbar:
Sei so kleinteilig wie möglich, wenn Du Dir überlegst, wofür Du dankbar bist.
 
Finde Deine leitenden Emotionen:
Finde heraus, welche Emotionen Du in Zukunft haben möchtest und kreiere Dein Leben, Deine Werte danach. Frage Dich, wie will ich mich fühlen (im neuen Job, im Studium, mit den Menschen, die mich umgeben sollen, …)?
 
Selbstachtung:
Trainiere Dein Denken, Dich selbst als wichtig zu erachten, in dem Du wertschätzt, was Du tust.

Scham, die Grundemotion allen Missbrauchs, kann man vertreiben. Scham kann nur überleben, wenn wir ein entsprechendes Umfeld dafür in uns erzeugen. Wenn wir Teile von uns verstecken und uns verleugnen, uns anklagen dafür, dass wir nicht perfekt sind, und uns weigern, unsere Besonderheiten, die wir alle haben, anzuerkennen und wertzuschätzen, dann treiben wir Scham in ungeahnte Dimensionen.
Selbstrespekt, Selbstachtung und Selbstakzeptanz dagegen, sind die größten Gegner von Scham. Um das zu erreichen, müssen wir weit mehr Energie in uns selbst investieren als darin, anderen genügen zu wollen.