Normalerweise ist es so, dass wir Menschen uns ziemlich mies fühlen, wenn wir längere Zeit nichts zu Essen bekommen. Die Laune sinkt in den Keller, die Energie schwächelt, an Bewegung ist nicht zu denken und man will nur eins: den Hunger stillen. Nicht so, wer eine Veranlagung zu Anorexie (AN) hat. Bei denjenigen passiert das Gegenteil. Nüchtern lässt sich das Leben für diese Menschen nämlich sehr viel leichter ertragen. Die mentale und körperliche Energie steigt, Stress ist kaum spürbar, Ängste sind nahezu verschwunden und man fühlt sich recht wohl in seiner irgendwann kaum noch vorhandenen Hülle. Wenn man AN tatsächlich mit einer Sucht vergleichen will, dann ist der Suchtfaktor hier die beruhigende Komponente des Hungerns. Doch so, wie die „positive“ Wirkung von Drogen mit der Zeit nachlässt und man immer mehr braucht für denselben Kick, so reduziert sich auch der Effekt des Energiedefizites. Man isst immer weniger für ein positives Gefühl. Gleichzeitig steigt die Angst vor dem Essen stetig, denn mit jeder Kalorie und jedem Gramm würde die Schwere des Lebens wieder spürbarer werden.

Irgendwann ist dann aber auch die potenteste Wirkung des Energiedefizites erschöpft und das Spiel kehrt sich um. Die AN Welt wird zunehmend enger, unwirklicher, unwahrer. Die Ängste werden größer, generalisierter, die Gedanken verfangen sich in Zwängen um Bewegung, Aussehen, Kalorien und Gewicht und die Panik vor jedem Krümel, ja sogar vor einem Glas Wasser, wird unerträglich. Und doch kann man das Hungern nicht lassen.

Was dann letztendlich dazu führt, dass man doch den Recovery-Weg beschreitet, ist individuell. Doch eines haben alle gemeinsam, die sich auf diesen unwegsamen Pfad wagen: Die Stolpersteine liegen überall. Im Umfeld, in der Kultur, in Behandlern, die nicht wissen, was sie tun. Ganz besonders gemein sind die Verhinderer in der eigenen Persönlichkeit: Perfektionismus, Veränderungsintoleranz, mangelnde Spontaneität, punktuelle/lokal kohärente Wahrnehmung (Attention to detail) und der Wunsch nach Vorhersehbarkeit.

Wer merkt, dass Recovery bedeutet, dass alles, was man so unbedingt vermeiden wollte, mit Wucht wieder spürbar wird, der dreht ganz schnell um. Wer nicht weiß, wohin die Reise geht, der tritt sie lieber gar nicht erst an. Wenn Recovery nicht perfekt läuft, lässt man es schnell wieder sein. Wer spürt, dass der Heilungsweg voller spontaner Aktionen sein muss, der hält das schwer aus. Und wer das Gesamtbild nicht sehen kann, hat keine Vorstellung davon, dass alles danach besser sein wird als der Zustand einer Anorexie.

Und Vorhersehbarkeit und Recovery schließen sich praktisch sowieso aus, weil der Körper nicht kontrollierbar ist und andere Menschen und deren Meinungen erst recht nicht.

Anorexie beginnt mit dem Gedanken, dass diese Krankheit die Lösung ist für alles Unangenehme, und sie endet mit der Erkenntnis, dass das alles ein großer Irrtum war. Dazwischen liegen Depression, Angst, Zweifel, das Gefühl, nicht verstanden zu werden, größere und kleinere Rückfälle, und die Überzeugung, der einzige Mensch mit dieser Krankheit zu sein, der ganz sicher niemals davon heilen wird. Dies denken vor allem diejenigen, die mehrere gescheiterte Heilungsversuche hinter sich haben. Also im Grunde fast alle, denn auf einen Rutsch schafft das kaum einer.

„Soll ich oder soll ich nicht. Kann ich oder kann ich nicht?“
Ambivalenz ist ein beständiger Begleiter der Recovery und der Grund dafür, dass Heilung von einer Anorexie nie geradlinig verläuft. Rückschritte und Rückfälle sind normal. Man geht vorwärts, man bekommt Angst, man wird müde. Man bleibt stehen, geht rückwärts, lernt, was nicht funktioniert, probiert wieder etwas anderes, zweifelt, scheitert wieder an den alten Mustern, verzweifelt, gibt auf und fängt doch wieder von vorne an.

Aber schauen wir uns noch einmal an, was „Recovery“ eigentlich bedeutet und warum das so schwer ist:

Wiederernährung:
Eine unabdingbare Voraussetzung des Recovery Prozesses ist die Wiederernährung, unabhängig vom Körpergewicht. Ohne regelmäßiges und ausreichendes Essen (beides!), keine Heilung.
Die meisten Symptome der AN resultieren aus dem Zustand der Mangelernährung. Kein einziger Teil des Körpers bleibt davon verschont, auch nicht das Gehirn. Weil das so ist, verändern sich Gedanken und Verhaltensweisen, die Wahrnehmung des eigenen Körpers wird verstellt und die Persönlichkeit wird okkupiert von dieser Erkrankung. Nahezu alle Betroffenen fühlen sich zweigeteilt, wie zwei Stimmen in einer Person. Sie denken gesund und funktionieren in allen Belangen des Lebens, außer es geht um Essen und Gewicht. Weil aber genau diese Aspekte in unserer Gesellschaft eine große Rolle spielen, werden Gedanken und Handeln der Betroffenen immer irrationaler, immer weniger funktional, Vermeidungsstrategien übernehmen die Regie und die AN überwiegt das Gesunde.

Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie allein die Zufuhr ausreichender Kalorienmengen die Anorexie in den Hintergrund drängen kann und die gesunden Anteile wieder sichtbar werden. Aber es ist unvorstellbar schwer, diese extreme Gewichtsangst auszuhalten und trotzdem den notwendigen Ernährungszustand zu erreichen. Weil es eine Menge Energie braucht, um die Schäden der AN zu reparieren, bedeutet das außerdem für Viele, erstmal in einem Gewichtsbereich zu landen, den sie nie haben wollten. Damit werden alle Befürchtungen bestätigt. Man fühlt sich betrogen. Betrogen vom eigenen Körper und vor allem von denen, die behaupten, mit mehr Essen und mehr Gewicht werde alles wieder gut. Denn dieses Glück haben die Allerwenigsten!

Mentale Heilung:
Das Gehirn ist, wie bereits erwähnt, mit am meisten vom Energiedefizit betroffen. Das, was sich zu Beginn der Erkrankung so gut anfühlt, richtet gleichzeitig die größten Schäden an. Das passiert, weil man AN Verhalten lernt wie eine Choreografie, um diesen erwünschten Zustand zu erhalten.
“What fires together, wires together”, oder in anderen Worten: Was man ständig wiederholt, wird zur Normalität, zur Gewohnheit.
Gewichtsangst- vermeidendes Verhalten, Regeln der AN, werden zum Teil über Jahre nahezu zwanghaft praktiziert. Da darf es nicht verwundern, dass es lange dauert, bis diese Denk- und Verhaltensmuster umgelernt werden.

Bodyimage:
Sehr viele AN, wenn auch nicht alle, haben eine verstellte Wahrnehmung ihres eigenen Körpers. Dieses Phänomen ist noch nicht vollständig verstanden, man weiß aber, dass Veränderungen in bestimmten Bereichen des Gehirns dafür verantwortlich sind. Es gibt Betroffene, die vor der AN nie Probleme mit ihrer Körperwahrnehmung hatten und andere, die aufgrund dieser Körperschemastörung ins Energiedefizit rutschen, weil sie versuchen, ihr Aussehen mit Ernährungsumstellungen und Diäten zu beeinflussen.
Für diejenigen, die unter diesem Phänomen leiden, ist der Blick auf den eigenen Körper wirklich. Egal, was andere sagen, sie glauben es nicht, weil sie es nicht sehen können. Es entspricht nicht ihrer Realität.
Neben der beruhigenden Wirkung des Hungerns ist die Köperschemastörung ein wesentlicher Faktor, der die Angst vor Gewichtszunahme ins Unerträgliches steigern kann.

Bewegungsverhalten:
Ein Übermaß an Bewegung ist ein leitendes Symptom dieser Erkrankung. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze dafür. Fakt ist, wer den Sport nicht lässt, wird nicht gesund. Sport bei AN ist ein Ausdruck der Körperwahrnehmungsstörung und der Gewichtsangst, auch wenn die allermeisten das sehr lange leugnen, denn Bewegung zu lassen, macht mindestens so viel Angst, wie zu Essen.
Wer Sport, Selbstwert, Körper, Essen und Gewicht nicht entkoppelt, behält einen Teil der AN Verhaltensweisen und Denkmuster zurück. Abgesehen davon kann das Gehirn nicht vollständig heilen, wenn der Auslöser der Erkrankung immer wieder neu entsteht, und sei es nur für eine Stunde: Das Energiedefizit.
 
Anorexie und ihre Funktione.n
Lange dachte man, der Grund dafür, dass jemand an AN erkrankt, liege in der Psyche oder sei im Umfeld zu finden. Das stimmt, aber nur indirekt. Es kann tatsächlich sein, dass psychische Faktoren dazu führen, dass jemand ins Energiedefizit rutscht.

Aber: Wer keine genetische Veranlagung zu dieser Erkrankung hat,
der bekommt sie auch nicht, egal wie lange nicht ausreichend gegessen wird und warum.

Wenn sich die AN dann den Weg ins Leben eines Menschen bahnt, dann merkt er schnell, dass sie durchaus nützlich ist. Denn ist sie einmal da, übernimmt sie verschiedene Funktionen.


Zum Beispiel:

  • (vermeintliche) Reduzierung von Ängsten und Stress
  • Ein Grund, bestimmte soziale Interaktionen zu meiden (bei Autisten z.B.)
  • Sich nicht zeigen müssen (obwohl kaum jemand so auffällt wie ein anorektischer Mensch)
  • Den Selbstwert aufwerten, weil man etwas kann, das andere nicht können (hungern)
  • Betäuben der Emotionen, nichts fühlen müssen
    Langeweile ist kein Thema mehr, man hat ja ständig mit sich und seinen Ritualen zu tun
  • Traumata und traumatische Situationen aushalten können…

Selbstmitgefühl (Self-Compassion) und Selbstfürsorge:
Die wenigsten AN haben ein liebevolles Verhältnis zu sich selbst. Sie sind sich selbst wenig Wert und sie sind auch sonst eher das, was man wohl „Spaßbremsen“ nennen würde. Sie ziehen wenig Freude und Energie aus Aktivitäten, die andere bereichern. Man könnte fast sagen, sie haben Angst vor Spaß.

Recovery von einer Anorexie bedeutet also, dass man:
Angst überwinden muss vor dem, was alle anderen lieben: Essen

Das tun muss, was jeder vermeidet: Zunehmen.

Sein lassen muss, was überall propagiert wird: Bewegen und „gesund“ ernähren.
Einen Grund finden muss, das alles auf sich zu nehmen. Was schwer ist, wenn man kein allgemeinverständliches Verhältnis zu Freude hat. Vielleicht damit leben muss, dass man zum Gesunden einen Körper braucht, der anfangs Welten von dem entfernt ist, den man akzeptieren könnte und zu Guter Letzt damit klarkommen muss, dass man sein Äußeres vielleicht nie so positiv sehen wird, wie andere das tun.

Wer sich jetzt noch fragt, warum Anorexie der einzige Zustand ist, von dem niemand freiwillig heilen WILL und warum die Rückfallgefahr so groß ist, der hat diese Krankheit nicht verstanden.
„Wer nicht mehr anorektisch sein will, darf sich nicht mehr anorektisch verhalten“, wird so zum unendlichen Kraftakt und es dauert sehr lange, bis die Seite der AN nicht mehr gewinnt.

Dennoch ist Heilung möglich. Heilung im Sinne eines vollständig symptomfreien Lebens.

Die meisten jüngeren Patienten heilen, weil sie eine Familie haben, die sie dazu zwingt, in der großen Hoffnung, dass Recovery gelingt und die Kinder irgendwann verstehen, warum ihnen ausgerechnet die eigenen Eltern diese Qual zugemutet haben.

Bei den Älteren beginnt der Heilungsweg meist entweder mit einem wichtigen Ziel, das sie mit dieser Krankheit nicht erreichen können (z.B. Familie gründen) oder mit einem kleinen Hinweis darauf, dass es tatsächlich ein Leben nach der AN geben könnte: Ein Video, ein Buch, eine Freundin, die es geschafft hat. AN sind alle Wissensdurstig und so führt der Hauch einer Information zu dem immer stärker werdenden Wunsch, es doch wenigstens zu versuchen.
Doch verstehen und wünschen reichen nicht. Es sind die Aktionen, die Heilung bringen. Und die umzusetzen ist unglaublich schwierig, vor allem, wenn man keine Hilfe hat. Wir wissen alle, dass man eine Stecknadel im Heuhaufen schneller findet als kompetente Therapeuten und Ärzte, die AN verstehen.
Wer es allein versuchen muss, der bleibt oft stecken in dem Zustand, den man Quasi Recovery nennt.
Wenn aber die alten Muster noch nicht eingeübt und überschrieben sind und noch keine gesunden Alternativen etabliert werden konnten, die Funktionen der AN anders zu bewältigen, ist der Rückfall nicht weit.

Doch auch wer es geschafft hat, vollständig zu genesen und nicht mehr von anorektischen Verhaltensweisen und Gedanken dominiert wird, trägt immer ein Risiko für einen Rückfall. Es gibt Experten, die selbst erkrankt waren und dies bestreiten. Vielleicht, weil sie diese Möglichkeit für sich selbst nicht akzeptieren wollen, was meiner Meinung nach eine gefährliche Haltung ist. Denn die biologische Komponente, die nur ein kurzes Energiedefizit braucht, um die Krankheit wieder aufleben zu lassen, spricht für sich selbst.

Rückfälle in die AN passieren schleichend, sind aber für Anorektiker immer spürbar. Entgegen anderslautender Meinung derjenigen Fachleute, die keine eigene Erfahrung haben, passieren Rückfälle bei Erwachsenen zwar durchaus unbeabsichtigt, aber nie unbemerkt. Wer einmal AN hatte, der erkennt sie sofort wieder, selbst dann, wenn sie sich maskiert. Und das tut sie gerne. Es reicht der Kommentar eines Arztes, dass man doch wegen seiner Schuppenflechte besser auf Weizen verzichten sollte. Also verzichtet man auf Weizen. Dabei weiß man doch ganz genau, was man da tut und was man riskiert! Und schon ist sie wieder da, die fiese Stimme. Und aus kein Weizen wird kein Brot. Und aus kein Brot werden keine Nudeln.
Oder man liest, dass Frau bessere Chancen hat auf eine Schwangerschaft, wenn sie weniger xy isst. Oder der Hinweis einer Freundin, dass eine Ayurveda Kur doch so guttut, mit mehrtägigem Fasten, macht Lust, es auch zu probieren. Gemacht, getan und man rennt sehenden und wissenden Auges in den Rückfall, weil man so schnell wieder spüren kann, wie entspannt man wird, wenn man nüchtern ist. Dasselbe merkt man auch nach einer Magen-Darm-Grippe. Eine Woche Kamillentee, drei Kilo Gewichtsverlust und man kann nicht mehr normal essen.
Und nicht zuletzt das leidige Thema Waage: Einmal gewogen (worden), einmal die Zahl gesehen, das kann für manche schon reichen für mindestens einen Rückschritt.

Stress, unvorhersehbare Situationen, der Verlust eines lieben Menschen, begleitet von Appetitlosigkeit, und man vergisst, zu essen?
Das kann man nur jemandem erzählen, der nie AN hatte. Niemand, der jemals daran erkrankt war, vergisst jemals wieder zu essen. Wer AN hat(te) und nicht isst, macht das bewusst! Denn jeder AN, der einmal einen Recovery Versuch gemacht hat, weiß, dass genug und regelmäßig Essen die einzige Möglichkeit ist, Rückfälle zu vermeiden! Wer das nicht tut, provoziert einen Rückfall. Aber Stress und Appetitlosigkeit sind nun mal die beste Freundinnen der AN! Das eine (Stress) will nicht gespürt werden und das andere ist der nach außen hin plausibelste Grund, nichts zu essen. Man hat eine Erklärung. Und je schwieriger die Situation umso lieber greift man nach diesem altbekannten Strohhalm.

Die vier Stadien des Rückfalls:

1. Stabile Situation:
Das Gewicht ist im gesunden Bereich und das Leben in Balance. Essen läuft problemlos, die Angst vor der Gewichtszunahme ist nicht spürbar. Essgestörte Gedanken sind zwar meist da, aber es wird nicht darauf reagiert.

2. Leichter Rückfall:
Die Gedanken werden lauter, die ersten AN Verhaltensweisen folgen sporadisch. Man wählt ab und zu wieder light Produkte. Man macht mehr Sport. Ein Snack fällt weg, etc.
Hier ist man als Betroffener noch handlungsfähig. Man kann das Ruder noch rumreißen.

3. Moderater Rückfall:
AN Gedanken überwiegen und werden mehr. Patienten regieren mehr und mehr darauf. Es wird immer weniger gegessen und immer mehr Sport getrieben. Andere sehen die Auswirkungen der AN Verhaltensweisen, das Gewicht sinkt, das Leben wird wieder enger. Ein Zurück wird schwieriger. 

4. Kompletter Rückfall:
Alle sichtbaren und messbaren Symptome sind wieder im Vollbild. Die Krankheit wird geleugnet.

Die schlechte Nachricht ist: Die Gefahr eines Rückfalls ist immer da. Auch noch nach Jahrzehnten. Und nur diejenigen, die ihn haben, können ihn stoppen. Niemand von außen kann das, wenn der Betroffene nicht will. Wenn die Anziehungskraft der AN wirkt, dann gibt man ihr nach. Es sei denn, man hat schon während der Recovery gelernt, zu tun, was man tun muss:

Essen:
Wer nicht isst, hat verloren. Essen ist das einzige „Mittel“, das Rückfälle verhindern oder aufhalten kann. Hier sind Essenspläne Gold wert. Man sollte immer einen Recovery Essensplan greifbar haben. Am besten lebenslang. Wer die AN wieder spürt, muss sofort zurück zum strukturierten Essen. Essen, ohne nachzudenken und nach Plan. Genug Kalorien, bis man wieder auf Spur ist.

Macht Euch einen Coping Plan. Was sind die Alternativen zu Hungern und Sportwahn, wenn es mal nicht gut läuft im Leben. Findet es in guten Zeiten raus und haltet es schriftlich fest. Greift darauf zurück, wenn es brennt.

Hilfe zulassen. Immer Menschen im Backup haben, die Bescheid wissen. Und sie nutzen!

Negative Einflüsse minimieren. Rausfinden, was und wer guttut und was und wer nicht. Und dem folgen, soweit es irgendwie geht.

Das Gute an Rückfällen ist, dass man seine Trigger kennenlernt. Behaltet sie im Auge und vermeidet sie. Umbrüche im Leben, unvorhersehbare und unvorhergesehene Ereignisse, das Gefühl von Machtlosigkeit, sind die häufigsten psychologischen Auslöser eines Rückfalls.

Pflegt Eure Hobbies und Eure Freundschaften. Lasst unbedingt Eure Komorbiditäten behandeln (Depressionen und Co.). Wiegt Euch nicht und lasst Euch niemals offen wiegen. Legt Euch zurecht, was ihr sagt, wenn wiegen von Euch erwartet wird. Praktiziert Achtsamkeit.

Und für Eltern von jüngeren Kindern gilt:
Helft Euren Kindern herauszufinden, welche Stärken sie haben und wie sie sie einsetzen können, um sich anders zu helfen als mit Hungern. Identifiziert gemeinsam ihre Trigger. Sorgt dafür, dass sie Ansprechpartner haben, wenn sie längere Zeit nicht zuhause sind (Urlaub, Studium). Klärt sie auf! Erklärt ihnen, wie wichtig regelmäßige Mahlzeiten sind und warum. Besprecht mit ihnen, wie sie ihr Essen organisieren können, wenn sie nicht zuhause sind. Haltet einen Recovery Meal-plan bereit.
Haltet im ersten Jahr nach Recovery Kontakt zu Euren Therapeuten/Coaches. Reagiert schnell und konsequent bei den ersten Anzeichen. Lasst Eure Kinder nicht offen wiegen. Klärt die Ärzte auf und überlegt mit den Kindern, was sie sagen können, wenn sie gewogen werden sollen.

Und jetzt kommt die gute Nachricht:
Recovery funktioniert immer gleich. Wer es einmal geschafft hat, schafft es immer wieder, und nach jedem Rückfall geht es schneller und hält länger. Und irgendwann hat man es endgültig kapiert. Ich weiß, das ist ein schwacher Trost, aber wie gesagt: Ex und Hopp heilt keiner von einer AN.

Deshalb:
Würdigt Eure Erfolge! Recovery erreicht man nicht in großen Schritten. Es sind die Mini Stepps, die zum Ziel führen und jeder noch so kleine Schritt in die gesunde Richtung ist ein Erfolg, egal ob in der ersten Recovery Phase oder dann, wenn man einen Rückfall überwinden muss. Rückfälle passieren, aber sie sind nicht das Ende der Welt.